Anlässlich zur Jahresausstellung des Stiftmuseums Klosterneuburg vom 30. April 2020 bis 15. November 2021
Herausgeber und Kurator der Ausstellung: Wolfgang Christian Huber
Bild: „UND ER WARTET…!“ 200 x 150; 2007 Mischtechnik auf Leinwand
Das Gemälde entstand 2007 für eine Ausstellung mit dem Titel: Schöpfung!… Erschöpfung?… auf der Burg Hohenwerfen.
Die Schöpfung – einst, ja es war einst, da wurde aus dem so gar Nichts dies alles geboren. Wie immer dies gewesen sein mochte, und wer immer dies gewesen ist, spielt letztlich gar keine so wichtige Rolle. Es ist doch alles ein Ineinander, ein Hand–in-Hand. Die Sonne, der Sonne Licht, die Erde, der Erde Raunen, die Leichtigkeit, der Leichtigkeit Flug, die Härte, der Härte Stärke, der Schatten, des Schattens Kontrast. Diese Polarität ist ein andauerndes Wiegen – ein Schaukeln, und doch gehört es unaufhörlich zusammen, ein ewiges Miteinander der Gegensätze. Hoch – Tief, Unten – Oben, Hell – Dunkel, Laut – Leise, Tag – Nacht, Kalt – Warm.
Sind wir einander entwachsen? Hat es Satan geschafft? Kann er die Hände verschränken, kann er sich zufrieden zurücklehnen? Kälte ist seine Pranke, die dich von allen Seiten packt. Gehe dem Ungeheuer an die Gurgel, zertritt und zerhaue es. Bestehe und wachse. Der aufkommende Tag holt aus und bläst zum Sturm. Die Elemente springen aus ihren Gleisen. Laufen auf einander zu und stehen im Nu im Flammen. Es Prasselt und rattert, pfeift und heult, saust und tost. Eine Welt zerfällt in Scherben und doch ist es die Stunde.
Die Stunde der Geburt unserer ganz, ganz persönlichen Welt. Jeder Sonnenaufgang ist ein Wunder. Meine Welt, mein Leben mit Höhen und Tiefen. Mit Welten und Engen, zerfurcht und zerbeult. Hier wie dort Licht, umzingelt von Schatten. Dort wie hier Schatten, durchströmt von Licht. Licht, das von jenseits der Sonne kommt, in unser Innerstes dringt, auf unsere Seelenwärme trifft, ein täglich neuer Anstoß. Ja – eine Freude, diese Seele, das nicht Sichtbare zu malen. Ich male einfach Seele.
Eva Kaiser